Beiträge zur Familien/Geschichte und Geschichten der Familien

Eine Familie ist nicht statisch, …..

besteht aus vielen Personen und ihre aktiven Teilnehmer wechseln in der Zeit und nach den Umständen, berufliche Entscheidungen, Liebe und Leidenschaft und äußere Umstände, Stärken und Schwächen sie, für diejenigen Namen, die Teil unseres familiären Herkommens sind und über einige allgemeine Aspekte, hier ein paar Anmerkungen,

Die Soziologie der Familie – ein bisschen Theorie

Ein paar Verweise zum Begriff der Familie und ihrer Bedeutung


Das Ruhrgebiet – Schmelztiegel Europas – woher man kam und was man wurde

Eine Kolonie im Pott, Joachimstrasse, Lehrerstrasse, Buschhausenerstrasse, .. Geschichten und Lebensumstände..

Der Bereich zwischen der Lehrerstrasse, Buschhausenerstrasse, Haldenstrasse und Holtenerstrasse mit der Joachimstrasse, Bergmannstrasse, Helenenstrasse, Paulstrasse wurde zu Beginn des 20ten Jahrhundert gebaut und erhielt schon schnell die Bezeichnung Kolonie. Die Eigentümer der Zeche Neumühl, bauten. für die damalige Zeit durchaus attraktive, Unterkünfte. Nicht zu vergleichen mit denen der Thyssenbetriebe in anderen Stadtteilen von Duisburg oder denen der  GHH in Oberhausen. Dort wohnte man in Mietskasernen, manchmal noch feucht, weil sie gerade erst fertig geworden waren. Die „Trockenmieter“ aus Falladas Berlinromanen (reales Leben der damaligen Zeit, sie wohnten die , vom Putz noch feuchten, Wohnungen gegen geringere Mietzahlung  als die übliche, trocken und zogen nach dem Trockenwohnen aus) waren hier nicht nötig.  Aber trotzdem war das Leben für den  Arbeiter nicht einfach, hatte er einen Arbeitsplatz hatte er in der Regel auch eine Wohnstätte, verlor er den Arbeitsplatz wurde er obdachlos.   

In Neumühl  traf er es auch bezüglich der Wohnsituation besser. Er hatte ein Zimmer (oder die gesamte Familie 2-3 Zimmer und eine große Wohnküche), wenn auch ohne Heizung und fließendes Wasser, mit beschränkten sanitären Verhältnissen, die Toilette – ein Plumsklo – im Stall über den Hof, aber mit einem kleinen Gartengrundstück. Wenn er aus gutsherrlichen Diensten aus West- oder Ostpreußen oder Schlesien kam, dann war er weniger gewohnt. Kleine Kötter (zur Wohnstätte gehörte dann ein kleiner Landfleck, den man selber bebauen durfte und der Erträge man für die eigenen Versorgung oder zum freien Verkauf behalten durfte), die zu kargem Lohn sich oft von Saison zu Saison als Taglöhner verdingen mussten, die Töchter, wenn es gut kam, zur Herrschaft oder andere freie Bauern „in Lohn“ schicken konnten. Karg war das Auskommen trotzdem. Und nun kam man, erst ein einzelnes Familienmitglied, das seine Ehefrau und Kinder nachholte, dann vielleicht noch seine Brüder und deren Frauen und Kinder, weil er von den besseren Umständen berichten ließ, vielleicht auch schrieb. So jedenfalls war es z.B. bei den Domalskis, Franz Domalski kam kurze vor Ende des 19. Jahrhunderts von Groß Walpitz/Stzum nach Buschhausen in den Jungkamp. Was folgten waren eine Vielzahl von Umzügen, die wahrscheinlich mit dem Wechsel des Arbeitgebers einhergingen, 1901 in Buschhausen in die dortige Kolonie, im März 1903 im gleichen Stadtteil in die Felderstrasse 38, 1904 in die Hambornerstrasse 32, 1910 noch mal an eine weitere Zwischenstation, 1914 dann in die Hanielstrasse 19. Sterben wird er, wie seine Frau Veronika Krakowski in der Lehrerstrasse 165, bei seinem Schwiegersohn. Sein Bruder Anton kam mit seiner Frau und seiner Tochter Helene, die noch in Waplitz geboren war, 1912 nach Hamborn in die Godtstrasse. Wahrscheinlich hatte Franz ihm von den besseren Verhältnissen berichtet oder berichten lassen,  Von der Godtstrasse 112 zog man in die Fiskusstrasse 12a, 1913 in die Lützwostrasse 6. Dort kamen Hedwig (1914) und Bruno (1915) zur Welt. 1917 hatte sich die wirtschaftliche Situation für die Familie Anton Domalskis aber wahrscheinlich bereits wieder zugespitzt – Anton war bei der Wehrmacht, die Familie ohne den Lohn des Bergmanns – und die Mutter zog mit ihren Kindern zurück nach Groß Waplitz. Anzunehmen, dass die Eltern von Martha Domalski, geb. Mross,  oder die Schwiegereltern Domalski noch dort lebten. Erst nach dem Ende des II. Weltkriegs, 1918,  kommen sie zurück und finden schlussendlich  in der Gerlingstrasse 148 eine langfristige Heimat. Noch in diesem Jahrtausend wohnen Nachfahren an der gleichen Adresse – modernisiert und größer, aber doch im charakteristischen Flair der Bergarbeiterhäuser.

Die Weimarer Zeit ist für Hamborn, das seit dem den 80er Jahren des 19. Jhdt. auf über 100.000 Einwohner angewachsen war, keine einfache Zeit. Die Zechenverwaltungen – auch die der Haniels – ist ein Samariter, wer seine Arbeitsstelle verliert ist gleichzeitig ohne Wohnung, weil die Mietverträge mit dem Arbeitgeber geschlossen sind und der nur eigene Arbeiter in seinen Häusern duldet. Ein übriges ergab sich durch die Entlohnungssysteme, die Abhängigkeit von der Erfolgsentlohnung des Gedinge im Bergwerk, das für Mindermengen in den Loren gemeinschaftlich bestraft wurde, in dem die Zuschläge nicht ausbezahlt wurden und fehlendem Krankenschutz.  Als dann in den 20er Jahren noch die Preise explodierten half oftmals nur noch das Anschreiben im Konsum, der selbstverständlich dem eigenen Arbeitgeber gehörte. Eine weitere Abhängigkeit.

Im Schnitt wohnten in den 20er und 30er Jahren rund 6 Personen in einem Haushalt, verteilt auf 2-3 Zimmer, 2-3 Betten – meist gebrauchte Eisengestellbetten – einem Kleiderharken, seltener einem Kleiderschrank, zumal die Kleidung anfänglich aus nur wenigen Teilen Bestand, in den 30er und 40er Jahren schon aus einem Sonntagsanzug, - kleid, weißem Hemd und Binder, für den Alltag aber nur wenig mehr, eine Hose, Jacke oder Karmisol, ein Hemd und Unterzeug, seltener zum mehrmaligen Wechseln, meist nur ausreichend, dass der die Wechselwäsche auf dem Ofen oder in der besseren Kolonie wie Neumühl in der Waschküche, in einem Kupferkessel, gewaschen werden konnte.

Schuhe mit Schießdraht umwickelt, damit die Sohle nicht abfiel, waren noch Ende der 30er Jahre auf der Joachimstrasse gang und gäbe. Und die Ermahnung der Mütter, beim Fussballspiel (mit einem drahtumwickelten Stoffball, Lederbälle gab es selbst in den späten 40er Jahren selten und wer einen besaß erwarb besondere Aufmerksamkeit) oder beim „Steine kicken“  auf die Sohl Acht zu geben ist nicht nur einmal gefallen. Neue Sohlen kosteten Geld. Fleisch gab es eher nicht regelmäßig und wenn dann Pferdfleisch, das preiswerter war. Man kaufte, soweit man nicht im Konsum des Zeche Neumühl einkaufen musste oder konnte, auf der Lehrerstrasse, bei Ross, dem Metzger, …..

Den Lohn versuchte man durch die Untermieter, die sogenannten Kostgänger zu verbessern, denen die Hausfrau einen Schlafplatz zur Verfügung stellt und sie (mit-)verköstigte. Was natürlich Auswirkungen auf die sowieso beengten Verhältnisse hatte. Dass das auch auf die persönlichen Beziehungen Auswirkungen hatte, versteht sich fast von selbst. Und der eine oder andere Kostgänger bliebt als Familienmitglied, manchmal freiwillig, manchmal auch „eingefordert“ und manch einer schloss sich der hohen Fluktuation der Hamborner Bewohner an. Hamborn wuchs von rd. 5000 (1885) auf 132.000 (1929) Einwohner an und das vornehmlich durch zuziehende ledige Männer (rd. 85 % der Zuziehenden) und fast die Hälfte davon (rd. 35 % der Zuziehenden) hielt es nur wenige Monate aus bevor er wieder ging. Bei manch einem dadurch begründet, dass er die Verantwortung für den eigenen Nachwuchs nicht übernehmen wollte. Wer nicht als Kostgänger unterkam muss in der Menage (die in den 20er Jahren am Gleisdreieck stand) unterkommen, in jedem Fall die zweite Wahl.

Lebten die Domalskis mit 7 Personen, in der Hanielstrasse (1919, 1 ½ Zimmer), sein Bruder Anton mit 5 Personen in der Gerlingstrasse 148 (1919, 1 ½ Zimmer), so lebte Anton Jaensch mit seiner Frau  Maria und seinen beiden Söhne und seiner Tochter in der Lehrerstrasse 165 (1926 2 Zimmer) schon fast komfortabel. Die Stalbergs, Heinrich, Schmied auf der Zeche Neumühl, beherbergt auf  der Joachimstrasse 16 b, in den 4 Zimmern, mit rd. 50-60 qm, 8 Personen, neben seiner Ehefrau und seinen 4 Kindern, seinen Schwiegersohn Wilhelm Gesper und den gerade geborenen Sohn Hans (1935).

Man ging zur Schule, meist die Salzmannschule, die seit den 20er Jahren für die Volksbildung und das Wohngebiet zur Verfügung stand, Kinder bekam man zu Hause und viele, vor allem seit den 30er Jahren, werden durch Frau Müller oder Frau Mann  das Licht der Welt erblickt haben und das nicht immer unter einfachen Umständen. So wird von einer Geburt im Mai 1935 berichtet, das die Mutter des Kindes im Lärm der Bauarbeiten kaum zu hören war (man verlegte die Wasserleitungen in der Joachimstrasse) und nur das Machtwort des Vaters und Hausvorstandes ermöglichte es ein ungestörte Geburt und da der Mai 1935 immerhin leidlich warm war, wurde der Geburtsvorgang nicht in die Küche verlegt, sondern konnte etwas „privater“ stattfinden. Durch die Küche musste man durch, wenn man eines der anderen Zimmer betreten wollte und im übrigen war das der einzige Raum, der beheizt war und – in diesem Haus erst nach der Geburt des neuen Erdenbürgers – in dem der einzige Wasseranschluss der Wohnung war. Zur Toilette ging man immer noch über den Hof, die kleinen Anbauten in den Bergarbeiterhäusern der Neumühler Kolonie wurden erst in den 40er Jahren angebaut.

Man lebt mit der Zeche und von der Zeche. Die meisten Bewohner der Joachimstrasse – wie auch der angrenzenden Straßen – waren Bergleute. Lehrhauer, Kohlenhauer, aber auch in der angeschlossenen Zechenindustrie und den Hilfsberufen, Maler, Schmied, Fuhrmänner. Die Unfallgefahr der Zeche schlug oft genug zu, Arbeitsschutz war nicht wirklich ein öffentlicher Auftrag und viele wurden auf dem Pütt zum Invaliden, bezogen eine kleine Rente, wenn überhaupt. Mit schwerwiegenden Auswirkungen auf das Familieneinkommen.

Bereits das Adressbuch der 20er und 30er Jahre liefert dafür einen beredten Beweis. Das zeigt das Beispiel des Hamborner Adressbuchs von 1937 (Klicken um es groß zu zeigen). Die Entwicklung über die Jahrzehnte und die entsprechenden Namenslisten für die Häuser zeigen, das die Familie lange an einem Ort lebte. Neumühl war ein Dorf in der Stadt. Von Generation zu Generation lebte man am gleichen Ort, heiratete bekam Kinder. War für den Einzelnen „Schicht im Schacht“, dann war man wegen der kargen Renten gezwungen sich anderweitig zu verdingen, wurde – bei entsprechender Eignung – Kraftfahrer, Maschinist oder Kranführer oder Pförtner und bei den Frauenberufen arbeitete man als Weberin, Verkäuferin oder in der Fabrikation als angelernte Helferin.

Natürlich radikalisierte sich das rote Hamborn als in den 30er Jahren die Depression ihre Folgen auslebte, die Wirtschaft daniederlag und Stempelgeld einen Teil des Familieneinkommens darstellte. Man wurde politisch und auch in den Familien konnte man die widersprüchlichen Meinungen erkennen. Die Radikalisierung war so wie das Wort es vermuten lässt erkennbar und weder die Roten noch die Rechten machten vor (provozierten) Schlägereien und Tötung des „Gegners“ nicht halt. Nicht nur bei Kittelwietsch, der großen Kneipe vor dem Zechentor, sondern auch in den anderen Lokalen wie der Corso Diele oder …………kam es zu Ausschreitungen. Die Zeitungsberichte im Hamborner Generalanzeiger sprechen da eine deutliche Sprache. Und ein Heinrich Stalberg, links-konservativ und Mitglied der SPD konnte mit den Ansichten seines Schwiegersohnes Wilhelm Gesper, der sich der „schicken Uniform“ der stärker werdenden neuen Regierung nicht entziehen konnte, nichts abgewinnen und die Familiengeschichte berichtet über heftige Diskussionen. Deren Brisanz sich durch den Tod des Schwiegersohns 1938 verringerte.

Leben fand vornehmlich auf der Straße statt, die räumlichen Verhältnisse waren beschränkt und wenn man nicht schlief oder in der Wohnküche zusammenkam, dann ging´s zum Schroer in die Corso Diele, zu Klapheck, Oploh oder zum Kittelwietsch. Man kaufte in der Drogerie Roß (L.str.  147) oder bei Bollmann (L.str. 165) oder nebenan bei Schroers Süsswarengeschäft (L.str. 167), Kohl kaufte man, wenn man nicht genug von der Zeche bekam, bei Klapheck (L. 199), zum Friseur gings in den 40er Jahren zur Zipfliesel (L.str. 16x) und wenn man ein Foto machen wollte, dann war Kemper eine Adresse (L.str. 162). Wenn es Lohn gab, war das für die Familie besonders kritisch. Nicht jeder Familienvater und Erstverdiener hatte die Disziplin die 100 oder 150 RM vollständig nach Hause zu bringen. Ein Umstand, der viele Ehefrau veranlasste selber am Zechentor zu warten oder die älteren Söhne abzustellen, damit diese den „ Vadder nach` Joachimstrasse“ brachten, ohne dass es zu einem Zwischenstop kam. Schließlich musste man in den Kolonialwarenläden bei Stalberg, …… oder beim Metzger Ross, der Bäckerei Schroer, seine offene Rechnung bezahlen, die man hatte anschreiben lassen. Gelang das nicht und gehörte der Zeitgenosse zu den etwas leichtlebigeren, so konnte es schon ein- oder mehrmals passieren, dass man den nicht mehr gehfähigen mit der Schubkarre am Ort des Geschehens abholen und nach Hause bringen musste. In den 40er Jahren für die Joachimstrasse ein häufigeres Ereignis bei einem der Bewohner, was die Kinderschar zu spöttischen Liedern veranlasste und für die Ehefrau, sicher ein Spießrutenlauf, der zu der Sorge um die Bezahlung des laufenden Essens hinzukam. Aber Kindermund ist oftmals rigoros.

In der Joachimstrasse stirbt man auch. Leise und im Kreis der Familienmitglieder, 1942 – im Krieg – aber auch durch Brandbomben und die Folgen des beiderseitigem Luftkrieg. Heinrich Stalbergs Ehefrau Maria Wiemers, stirbt kurz vor Ostern, im April 1942 durch eine Brand- und Splitterbombe. Sie ist in der Küche und kann den Splittern nicht entkommen, ihre Kinder und Enkel sind dabei, ein Erlebnis, dass die Schrecken des Krieges, plastisch werden lassen. In den Bunker, en man meist im Garten ausgehoben hatte, hatte man es nicht mehr geschafft.  Die Kinderlandverschickung nach Österreich und Württemberg, rettet viele Kinder und Jugendliche vor diesen Folgen, die Europa hoffentlich nicht wieder treffen werden.

Nach dem Krieg leidet das Ruhrgebiet zwar unter den Reparationsverpflichtungen, im Gegensatz zur SBZ (der Sowjetischen Besatzungszone) regiert im Westen die Vernunft und statt zu hindern, ist man schnell bereit zu vergessen – leider auch die politische Vergangenheit – und zur Tagesordnung über zu gehen. 20 Jahre später wird auch deshalb die junge Bundesrepublik dadurch noch einmal erschüttert, aber jetzt „Spuckt man in die Hände“, räumt auf, beginnt von vorne. Und die Zeche Neumühl wird gebraucht. Noch. Die Joachimstrasse überlebt. Noch. In den 50er Jahren, man rappelt sich hoch, verdient wieder Geld und hat sein Auskommen, sind die Gärten bevölkert mit Kindern, großenteils sich selbst überlassen und nicht unter dem pädagogisch, didaktischen Zeigestock der 70er Jahre. Freizeit war noch Freizeit und keiner erwartete von jedem Dreikäsehoch seine Karriere zu planen. Noch badeten viele in der Zinkbadewanne in der Wohnküche, die Mädchen in der Waschküche, schlief man auch mit mehreren Kindern noch im gleichen Bett, aber die ersten bauten sich schon Badezimmer, so die Bertholds in der Nr. 16, etwas beneidet, vom manchen auch noch belächelt wegen der „ neuen Mode“. Aber es griff um sich. Bodensenkung, Bergbauschäden, sicher auch die Nachwirkungen des Krieges hatten aber auch zu nachhaltigen Baumassnahmen geführt und einige Umzüge der Bewohner verursacht. Schroers Kino wurde bereits in den 40er Jahre neu gebaut, aber z.B. die Lehrerstrasse 165 weist Anfang der 50er Jahre erhebliche Setzrisse auf und die Bewohner werden ausgelagert, ein Teil zieht in die Hölscherstrasse, Stempelstrasse oder Fiskusstrasse und Bergmannsplatz. Noch ist von einem Abriss in Neumühl keine Rede, man baut.

Das ändert sich Ende der 50er Anfang der 60er Jahre, die Diskussion um die „Sanierung“ der Zechenflächen geht einher mit dem Einbruch des Absatzes der Zeche Neumühl. Der Kapitalismus zeigt seine einseitige Orientierung, sanierte Flächen bringen der Grundstücksgesellschaft mehr Geld, bauliche Verdichtung, d.h. mehr Menschen auf der gleichen Fläche, lässt Renditen in die Höhe schnellen.

Man beginnt – bewusst oder unbewußt – mit der Räumung, Ausmietung. Es gibt immer mehr leerstehende Wohnungen, dann Häuser, manche werden abgerissen. Das „Dorf“ wird aufgelöst. Die Auflösung des Sozialverbandes interessiert die Planer nicht. In Duisburg, zu dem Hamborn-Neumühl seit 1929 gehört, ist man wie in anderen Großstädten der Modernität, amerikanischen Zuschnitts verpflichtet. Funktional und ökonomisch.

Es war nicht alles gut in der alten Zeit, aber die Einbindung des Geborenwerdens, Leben und Sterbens in das Wohnumfeld, das Leben mit dem Alter und den Alten, gehörte dazu. Man lernte damit umzugehen, nicht zu trennen und zu vergessen. All das ist aber in der Stadtplanung kein Kriterium. 1964 wird die Zeche Neumühl geschlossen, seit dem geht es nicht mehr um die Frage ob man abreißt sondern nur wann. 1966 „fällt“ die Joachim-, die Pauls-, Bergmann-  und die Helenenstrasse. Keine wird mehr zu Stalbergs in den Kolonialwarenladen gehen, den Cousin in der Hagelkreuzstrasse besuchen oder den Ort seiner Geburt erkennen können. Die Tauben verschwinden, das eigene – wenn auch kleine – Grün. In gewisser Weise ist man wieder bei Thyssens Koloniestrasse angekommen, nunmehr mit Zentralheizung und Balkon, aber sozial vereinsamend, weil das Gartentor fehlt. Der Plausch am späten Sommernachmittag, wenn die Kinder beim Eismann (dem mit dem Milcheis, nicht dem Gefriergutanbieter) ihre rares Taschengeld versetzen, er ist nicht mehr.

Ein paar Bilder aus den 40er und 50er Jahren:

Eines der Häuser in der Joachimstrasse, fast am Ende zur Lehrerstrasse hin, mit Blickrichtung auf die Buschhausenerstrasse, auf der noch die meisten Häuser stehen – ca. 1955.  Der Eingangswindfang kam in den späten 40er Jahren als Toilettenanbau hinzu. Von diesem Zeitpunkt an verfügt jede Wohnung über eine eigene Toilette, zwar immer noch für 5-7 Personen, aber nun auch mit einer „modernen“ Wasserspülung.

 

 

 

 

Sport war schon in den 30er, 40er Jahren  Freizeitvergnügen.  Boxen beim Hamborn 07, Radfahren in den Radrennen von Theisen – dem Fahrradladen auf der Holtenerstrasse oder – wenn man das nötige Geld zusammenbrachte - Motorradfahren gehörte auch in den 50er Jahren noch dazu. Dass man daneben die Taubenzucht nicht aus den Augen verlor ist bekannt. Fast jeder Stall verfügte auch über einen Taubenschlag. Nebenstehend ein Foto einer Sportgruppe aus der Joachimstrasse oberes Ende ebenfalls Richtung Buschhausenerstrasse, die Sportart ist nicht bekannt.

 

 

 

Bertholds Garten, Joachimstrasse 16; der junge Berthold, und zwei Nachbarskinder. Zu sehen ist auch die Rückfront der Stallgebäude.

Nicht immer fuhr man auf  dem eigenen Motorrad, denn das war auch in den 50er Jahren Luxus. , aber man durfte es sich ausleihen und zumindest das Fahrvergnügen empfinden.

 

Ein Kinderbild aus der Joachimstrasse um 1958.  In selbstgestricktem und genähtem, aber immer hin: Schuhe  mit Sohlen, die kein Schießdraht mehr zusammenhalten musste und gut gewärmt.

Die Lehrerstrasse  unterschied sich von den Straßen in der Kolonie, wie der Joachim-, Bergmann- oder Paulstrasse. In der Kolonie finden sich in den 20er,  30er und 40erJahren  vor allem die Handarbeiter. Hauer, Bergleute oder solche die in den Hilfsgewerken tätig waren. Demgegenüber finden sich in der Lehrerstrasse  auch die verwaltenden Berufe, Bergwerksbeamte, Steigerwohnung und natürlich die Wohnung der Ladeninhaber, die ihre Läden in der Lehrerstrasse hatten. Ross, Mühlstein, ……

Das Ruhrgebiet – Schmelztiegel Europas – woher man kam und was man wurde

Westpreußen, Groß Waplitz, Schönwiese und Ramten, leben auf dem Gut der Grafen Sierakowski


Ein großer Teil der Region um Brosowken, Schönwiese, Ramten  und Groß Waplitz gehörte seit mehr als 100 Jahren zu den Besitzungen der Grafen Sierakowski, polnischer Landadel. Der  Besitzer um die Jahrhundertwende des Jahres 1900, Graf …..,    war besonders sozial engagiert und stand der sozialisten Partei und nahe. Das darf man allerdings nicht verwechseln mit einem modernen Sozialstatt oder gar der modernen – gelegentlich auch – Überversorgung. Auch bei der Bereitschaft zur sozialen Verantwortung bleibt das Leben hart.

Mitte des 19. Jahrhunderts berichtet man über den Alltag im Raum Marienwerder und Stuhm (Die ländliche Arbeiterfrage, Prof. Alexander Lengerke, S. 113 ff):

…im Allgemeinen fehlt es den Leuten auf dem Lande im Sommer nicht an Arbeit. Auf dem Feld als Erntehelfer, finden die Frauen und Kindern Beschäftigung beim Weben und Spinnen oder im Dienst der größeren Bauern oder Großgrundbesitzern. Männliche Arbeiter erhalten in den 50er Jahren des 18 Jahrhunderts 6-10 Silbergroschen, die weiblichen Arbeiter 4-6 Sgr. .  In einzelnen Anstellungen insbesondere beim Holzfällen, Torfstechen oder Grabenziehen kann das auch auf 10-15 Sgr. ansteigen und im Winter dann zumindest 4-6 Sgr. betragen. Die feste Dienstanstellung kam mit der Zeit in Wegfall, insbesondere in Jahren mit schlechten Ernte und die Zahl der „herrenlosen“ Taglöhner stieg an. Mit einem Lohn von 10-15 Sgr. ist eine meist 5-7 köpfige Familien nur schwer zu ernähren gewesen.

Daran hatte sich auch zu Ende des 19. Jhdt. nicht geändert.

Die Besitzer der Güter arbeiteten nur in der Erntezeit, sonst regelmäßig nicht, mit. Die Güter hatten eine Größe von regelmäßig 100 bis 150 ha, teilweise 250 ha und die größten Güter wie die des Grafen Sierakowski, auf mehrer 1000 ha. Dazwischen liegen Bauerndörfer. Der kleinbäuerliche Besitz – z.B, im Raum Rosenberg – wird in einer Untersuchung  von Max Weber ( Die Lage der Landarbeiter im ostelbischen Raum) als wenig existenzfähig betrachtet in anderen Landesteilen halten sich die Kleinbauer besser. Arbeiter kommen in allen Landesteilen, aber in verschiedener Ausgestaltung vor.


Das Ruhrgebiet – Schmelztiegel Europas – woher man kam und was man wurde

Posen, der Raum und seine Menschen

Ab 1880 verstärkt sich die Ost-West-Wanderung aus dem preußischen Osten ins Ruhrgebiet. Die Arbeiter aus dem deutschen, österreich-ungarischen und russischen Polen gewannen immer mehr an Attraktivität für Industrie und Landwirtschaft. Polnische Saisonarbeiter arbeiten in der Industrie, vor allem in Bergbau, Hüttenwesen, Baugewerbe und Ziegelherstellung, sowie im Osten in der Landwirtschaft. Insbesondere die ostelbischen Güter verlegen sich immer mehr auf die 400.000 Billiglohnkräfte. Die Pendler waren ungelernt, saisonal, leisteten längere Arbeitszeiten und erhielten niedrigere Löhne als die deutschen Arbeitskräfte. Funktional dienten die polnischen Saisonarbeiter oft als Lohndrücker und Streikbrecher. 1890 führt die preußische Verwaltung das Regelwerk "Karenzzeit" ein, welches die Zuwanderer verbindlich zwingt, nach Ablauf der Saison das Land zu verlassen. (Mark Terkessidis,2000)
Während gegen Ende des 19. Jahrhunderts die Auswanderung Deutscher rückläufig war, zogen Fremde nach Deutschland zu. Die Arbeitsmigration entstand aus der Nachfrage nach Arbeitskräften während der Industrialisierung. 1871 ziehen nach dem deutsch-französischen Krieg die Ruhrpolen nach Deutschland und verwandeln das Ruhrgebiet in eine "polnische Kolonie". Es handelt sich um Bergarbeiter aus Oberschlesien, polnische Landarbeiter aus Ost- und Westpreußen sowie aus Posen. Den Zechenunternehmern gelingt es damit, den sprunghaft gestiegenen Bedarf an Arbeitskräften im Ruhrbergbau zu decken. Die deutsche Arbeiterschaft nimmt die "Ruhrpolen" als fremd wahr, wegen ihrer streng katholischen Konfession und ihrer ungewohnten Sprache. Folglich bilden die Polen ein eigenständiges Arbeitermilieu in den Städten des Ruhrgebiets. Die Siedlungszentren sind Essen, Dortmund und Gelsenkirchen. 1871 lebten im Ruhrgebiet 536.000 Menschen, 1910 sind es bereits drei Millionen. Eine halbe Million sind polnischer Herkunft. Bottrops Gemeinde zählte im Jahr 1875 6.600 Einwohner, 1900 vervierfachte sich die Zahl, 40 Prozent der Bevölkerung waren polnischer Abstammung. 1915 wiederum zählte Bottrop 69.000 Einwohner, die einheimische westfälische Wohnbevölkerung stellte die Minderheit dar. 1911 stellen die Migranten 36 Prozent der Belegschaften der Zechen. (Heckmann 1992:19). Vor der polnischen Einwanderungswelle waren nur wenig deutsche Arbeitslose dazu bereit, im ehemals kaum besiedelten Ruhrgebiet zu arbeiten. Die meisten sich dort ansiedelnden Deutschen kamen aus Schlesien. Das Zusammenspiel der verschiedenartigsten Traditionen brachte die industrielle Kultur hervor, für die das Ruhrgebiet noch heute bekannt ist. Die Integration gelang komplett; die staatliche Politik wies stark antipolnische Züge auf. Zudem gab es nach dem ersten Weltkrieg eine Rückwanderungswelle in den wiedergegründeten polnischen Staat. Die polnische Abstammung der heutigen Bevölkerung des Ruhrgebiets ist heute meist nur noch am Familiennamen zu erkennen, weil die Sprache kaum noch gepflegt wird.

Das Ruhrgebiet – Schmelztiegel Europas – woher man kam und was man wurde

Marsberg & Warburg auf dem Weg ins Kurkölnische

Marsberg als Stadt des Hochsauerlandes geht auf die Eresburg zurück, zwischen den Franken und Sachsen umkämpft, war sie zeitweise Verwaltungssitz Karls des Großen, kam späterhin in den Besitz deren von Padberg, des Klosters Corvey und des Erzbischofs von Kurköln. Warburg nur einen halbe Tagesfussmarsch entfernt, ebenfalls an der Diemel gelegen.  prosperierte vor allem als Handelsstadt im 16. und anfangs des 17. Jahrhundert. IN Wikipedia heißt es zu Marsbergs Entwicklung..

„ ….Wahrscheinlich bereits seit den 1540er Jahren, gefördert wohl auch durch das nahe schon protestantische Waldeck, fand die Reformation Eingang in Marsberg. Im Zusammenhang mit der Reformation kam es 1539 zum Aufstand der Zünfte gegen die Führung der Stadt. Dies führte zu einem zeitweiligen Verbot der Gilden und Zünfte unter Kurfürst Hermann V. von Wied.[10] Es gelang Corvey längere Zeit nicht mehr katholische Pfarrer einzusetzen. Nach der Niederlage von Erzbischof Gebhard I. von Waldburg, der vergeblich versucht hatte die Reformation im kurkölner Machtbereich einzuführen, begann unter Ernst von Bayern und dann verstärkt unter Ferdinand von Bayern die Gegenreformation. Die Rekatholisierung zog sich über einen längeren Zeitraum hin. Im Jahr 1615 wurde der mehrheitlich lutherische Magistrat abgesetzt und um 1630 gab es nur noch wenige protestantische Familien in der Stadt. Die Abwanderung zahlreicher lutherisch gesinnter oft wohlhabender Einwohner hatte erhebliche negative wirtschaftliche Folgen.[11]
Wie auch in anderen Teilen des Herzogtums Westfalen hat es auch im Gebiet der heutigen Stadt Marsberg eine beträchtliche Zahl von Hexenprozessen und -hinrichtungen gegeben. Allein in Padberg gab es zwischen 1588 und 1590 neun und von 1592 bis 1602 weitere vier Anklagen. Für den Höhepunkt der Verfolgungen zwischen 1628 und 1630 im Herzogtum Westfalen lassen sich zwar entsprechende Vorgänge in Marsberg nachweisen, nicht aber sicher quantifizieren.[12]

Josefskapelle, Anno 1710
Stark betroffen war Marsberg 1612/13 von einer lokalen Pestepidemie, die innerhalb von fünf Monaten 1200 Menschen das Leben gekostet haben soll.[13]
Im Dreißigjährigen Krieg wurde Obermarsberg ein ständiger Stützpunkt kaiserlicher Truppen. Seit 1632 versuchten hessische Truppen mehrfach erfolglos die Stadt zu erobern. Allerdings wurden die Mauern und zahlreiche Gebäude stark beschädigt. Viele Eisenhütten und Hammerwerke in der Nähe wurden zerstört. Datei:De merian Westphaliae 132.jpg
Im Jahr 1646 wurde Marsberg von den Truppen des schwedischen Generals Wrangel beschossen, eingenommen und zehn Tage lang geplündert. Später wurde die Stadt angezündet und die Stiftskirche gesprengt.
In der Folge dieser Zerstörung ließ die Bedeutung von Obermarsberg deutlich nach. Viele Einwohner zogen nach Niedermarsberg. Aus diesem Grund ist die Altstadt von Obermarsberg in ihrer alten Gestalt weitgehend erhalten. Der Bevölkerungsschwerpunkt verlagerte sich immer stärker ins Tal der Diemel nach Niedermarsberg.
Insgesamt gehörte Marsberg 1781 nach Geseke zusammen mit Brilon und Werl noch zu den größten Städten im Herzogtum Westfalen mit etwas mehr als 400 Wohnhäusern. Zum Vergleich zählte die Residenzstadt Arnsberg nur 252 Wohnhäuser.[14] Im Inneren war die politische Mitbestimmung auf einen kleinen Kreis beschränkt. Ratswahlen wurden gar nicht mehr abgehalten, stattdessen wurde der neue Rat jedes Jahr vom alten Rat ernannt.[15]
Aber es gelang den Einwohnern der Unterstadt nicht sich vom Herrschaftsanspruch des Magistrats der Oberstadt zu lösen. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde die alte Benediktinerpropstei aufgehoben. 1808 erlangte Niedermarsberg während der Zeit der hessischen Herrschaft die vollständige Trennung von der Oberstadt. Im Jahr 1827 nunmehr als Teil der preußischen Provinz Westfalen wurde das Justizamt von der Ober- in die Unterstadt verlegt.[16]
Von Bedeutung war Niedermarsberg vor allem durch seine frühe gewerbliche Entwicklung (s. Wirtschaft). Wichtig waren neben der Glasherstellung vor allem der Bergbau und die Verarbeitung von Kupfer. Dies hatte erhebliche Folgen für die Sozialstruktur. Insbesondere in den Dörfern in der Nähe von Fabriken oder Gruben dominierten agrarisch-gewerbliche Mischexistenzen. Dort lebten zahlreiche Arbeiter, die aber auch einen kleinen landwirtschaftlichen Besitz hatten. In den weiter entfernt liegenden Dörfern herrschten dagegen die rein agrarischen Existenzen vor. In Giershagen waren über 38 % aller Berufstätigen 1882 Bergarbeiter. Die Arbeiterbevölkerung insgesamt betrug 44 %. Dagegen lebten hauptberuflich von der Landwirtschaft nur noch 29 %. Ähnlich sah es auch in der Pendlergemeinde Padberg aus. In Giershagen hatten 1892 von 119 untersuchten Personen 30 % so viel Land, das sie notfalls davon hätten leben können. Die meisten übrigen besaßen ein Haus und ein oder zwei Morgen Land, hielten Ziegen oder eine Kuh. Nur sieben waren alleinstehend und ohne Besitz. Als Folge von strukturellen und konjunkturellen Krisen (s.unten) nahmen die Verdienstmöglichkeiten ab. Im Jahr 1889 führte der große Bergarbeiterstreik im Ruhrgebiet auch im Marsberger Revier zu Arbeitsniederlegungen. Ein Jahr später kam es erneut zu Arbeitskämpfen und 1892 dauerte ein Streik in Giershagen und Umgebung mehrere Wochen. Ein Großteil der Bergarbeiter schloss sich insbesondere nach der Jahrhundertwende dem christlichen Bergarbeiterverband an. Im Jahr 1906 kam es in den Kreisen Brilon und Meschede zu einer koordinierten Lohnbewegung. Nicht unter Kontrolle der Gewerkschaft war in derselben Zeit ein mehrmonatiger Streik in der Marsberger Kupferindustrie. Dabei haben antigewerkschaftliche Maßnahmen der Betriebsleitung die Situation zeitweise noch verschärft.[17] …..“ [zitiert nach Wikipedia http://de.wikipedia.org/wiki/Stadtberge]
Die Beziehungen waren zahlreich und schon im 17. und 18. Jahrhundert kam es immer wieder zu Wanderbewegungen von der Diemel in den Bereich Dortmund, Köln und Duisburg ….

 

Familien (ein Auszug) ….

Gesper, Jesper und verschlungene Namenswege


Heutige Namensträger Gesper kennen es. Es gibt nur recht wenige mit diesem Namen. Verfolgt man den Weg des Namens und damit der Familien in die Vergangenheit, dann  lassen diese sich bis zum Beginn der Kirchenbuchzeit (bzw. der noch vorhandenen Kirchenbücher) gesichert zurückverfolgen. Der Weg aus der Jetztzeit  bis Anfang des 17. Jahrhunderts führt von Duisburg, Oberhausen über Dörfer im Kölner Umfeld (Rodenkirchen, Rondorf, Schwadorf) zurück nach Marsberg, damals noch Stadtberge und Warburg. Während man seit dem Ende des 18. Jhdt. im französisch verwalteteten Gebiet „J“esper, ripuarisch korrekt, als Gesper schreibt, findet sich in Marsberg und Warburg die Schreibweise Jesper, als sprachlich korrekt. Noch 1816, bei der Eheschließung von Johann Jesper und Elisabeth Bauer in Rondorf schrieb der Bürgermeister Rolshoven noch Jesper, Johann unterschrieb aber mit einem, wenn auch krakeligen „G“. Schon bei der Geburt des Sohnes Peter-Josef dokumentiert Rolshoven den Namen als Gesper. Und dabei blieb es dann in diesem Stamm bis heute.

Von Marsberg und Warburg aus war die Verbreitung nach Salzkotten, Dortmund, aber auch (wahrscheinlich) nach Kirchveischede erfolgt. So lässt sich der auch heute noch zahlreiche Teil der Jesper im Sauerland auf die gemeinsame Wurzel mit  dem rheinländischen Gesper-Ableger aufzeigen.

Ob daneben noch eine Beziehung zu einem weitaus älteren Teil von Namensträger besteht, ist spekulativer. Für die Namensvorkommen seit dem 14. Jahrhundert lassen sich die auf dem Schaubild ausgewiesenen Linie (teilweise nur mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit).

Das interessante ist die Namensschreibweise in  den Iglauer Urkunden mit Gesperr, der Übergang zur Schreibweise Jesper in Leipzig.